„Es geht auch anders!“
Ein Filmprojekt der Grund- und Mittelschule Heroldsbach zum kritischen Umgang mit digitalen Medien. Noch bevor Corona unser aller Leben verändert hat, wurde von den Akteuren der Gesundheitsregion plus im Landkreis Forchheim ein Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem es darum ging, ein Theaterstück zum kritischen Medienkonsum einzustudieren und dieses auf einem Elternabend aufzuführen. Hintergrund des Wettbewerbs ist die allgegenwärtige Präsenz, mit der digitale Medien das Leben der Menschen im 21. Jahrhundert bestimmen. Bereits Säuglinge nehmen in ihrer Umwelt digitale Medien bei ihren direkten Bezugspersonen wahr und die Bestimmung des Alltags durch diese Medien, bevor sie überhaupt sprechen können. Eltern sind seit der ersten Minute Vorbilder für ihre Kinder. Die Mehrheit der Viertklässler verfügt bereits über ein eigenes Smartphone. Doch die negativen Konsequenzen eines ungeregelten Konsums zeigen bereits im Kleinkindalter unerwünschte Wirkungen und Mediensucht gilt international als Gesundheitsproblem. Inspiriert von der Ausschreibung des Wettbewerbs verfasste Andrea Wagner, Lehrerin an der Grund- und Mittelschule Heroldsbach, sowie Schultheaterbeauftragte im Landkreis Forchheim, ein Theaterstück zum Thema und reichte es ein. Dann kam die weltweite Pandemie.
Dennoch war die Freude groß, als im August 2020 das Schulamt mitteilte, dass die Schule Heroldsbach einer der ausgewählten Gewinner sei. Für die Umsetzung der Projektidee sollte ein Theaterpädagoge und Medienteam zur Verfügung gestellt werden.
Durch die Pandemie wurden die Rahmenbedingungen jedoch stark verändert, so musste das Projekt innerhalb weniger Wochen, noch vor den Herbstferien 2020 abgeschlossen sein. Das eingereichte Stück wäre in diesem knappen Zeitrahmen nicht zu realisieren gewesen. Da eine Präsentation vor Publikum pandemiebedingt ebenfalls nicht erlaubt war, entschied man sich dazu, statt eines Theaterstücks, einen Film zu drehen und das Drehbuch gemeinsam mit den Kindern zu erarbeiten.
Mitte September traf sich die Theater/Film AG unter Leitung von Andrea Wagner zum ersten Mal mit dem Regisseur Martin Borowski fortan mehrmals wöchentlich. Neben theaterpädagogischen Übungen wurden gemeinsam verschiedene Szenen erarbeitet, in welche die Kinder zahlreiche Ideen und Erfahrungen aus ihrem Alltag einfließen lassen konnten. Highlight des Projektes war der Filmdreh im Jungen Theater Forchheim, bei dem die Darsteller auf der Bühne mit professioneller Unterstützung des Kameramannes Andres Müller gefilmt wurden. Innerhalb weniger Wochen entstand so mit enormem Einsatz aller Beteiligten unter erschwerten Corona-Bedingungen ein Kurzfilm mit dem Titel „Es geht auch anders!“.
Dem Regisseur war es wichtig, die Thematik nicht mit erhobenem Zeigefinger darzustellen. Gerade im letzten Jahr haben wir alle erlebt, wie wichtig digitale Medien sind. Ziel des Filmes ist, ein Bewusstsein für die Chancen, aber auch Risiken zu schaffen. Auch durch den ein oder anderen Schockmoment soll zum Nachdenken angeregt werden, inwiefern wir die Steuerung und Beeinflussung durch digitale Medien selbst in unserem Leben zulassen wollen. Denn das wahre Leben findet nicht auf dem Bildschirm, sondern in der Realität statt.
Für die Kinder der Heroldsbacher Theater/Film AG begann nach Abschluss des Filmdrehs eine lange Zeit des Wartens. Die damaligen Inzidenzzahlen ließen eine Vorstellung mit Publikum nicht zu. Von Anfang an war jedoch angedacht, eine große Filmpremiere mit Ehrengästen und Familien auf die Beine zu stellen, bei der die Darsteller selbst ihren Film zum ersten Mal sehen sollten.
Die Spannung wurde noch einmal erhöht, nachdem der bislang geheime Film von der Leitung der Theater AG bei den 8. Bayerischen Schultheatertagen eingereicht wurde und die Auszeichnung „PAKSOS“ für „überzeugendes Spiel“ erhielt.
Am 22. Juli war es dann endlich soweit. Am Abend wurde in der Hirtenbachhalle Heroldsbach der rote Teppich für die Filmpremiere ausgerollt. Die Stars aus der Klasse 3a, sowie ihre Familien und Ehrengäste durften in einem glamourös inszenierten Rahmen ihren Film zum ersten Mal sehen, Interviews geben und Popcorn naschen. Außerdem wurde von der Schulrätin Dr. Cordula Haderlein eine Urkunde sowie ein gläserner Pokal für den Beitrag am digitalen Festival der 8. Bayerischen Schultheatertage mit dem Titel „Blickrichtung vorn“ verliehen. Ein tosender Applaus und die Blicke der stolzen Eltern bestätigten die Wirkung des Films.
Wie geht es nun weiter? Die Filmpremiere stellte lediglich eine Auftaktveranstaltung dar. Ziel ist es, mit dem Film im neuen Schuljahr einen wesentlichen Beitrag zur Öffentlichkeits- bzw. Präventionsarbeit zu leisten. So wird er auf der Homepage der Schule Heroldsbach eingestellt und im Rahmen medienpädagogischer Projekte auch den andern Schulen im Landkreis zur Verfügung gestellt werden.
